2025-10-28 Nach langer Erwartung treten unsere beiden Youngstars Annika und Yining heute die Reise zu den Jugendeuropameisterschaften nach Budva in Montenegro an. Xiya und ich sind als Begleitung vor Ort.
Bei nasskaltem Wetter machten wir uns in aller Früh auf nach Memmingen. Gelandet in Montenegro, erwartete uns strahlender Sonnenschein bei 23 Grad und T-Shirt-Wetter – ein herrlicher Empfang!
Absolut top organisiert wurden wir mit dem Shuttlebus zum Hotel gefahren. Dabei durften wir schon die malerische Landschaft Montenegros mit ihren vielen Steilküsten und Serpentinen bewundern.
Auch mit dem Hotel sind wir super zufrieden. Die Zimmer sind renoviert, und das Buffet lässt an Auswahl und Geschmack keine Wünsche offen – auf jeden Fall ein deutliches Upgrade zur WM in Italien im letzten Jahr.
Da die Paarungen noch nicht veröffentlicht sind, können wir ganz entspannt den ersten Abend genießen und uns von der Reise erholen. Morgen fängt dann der „stressige“ Teil an.
Yining, als an 8 von 91 Gesetzter, geht mit großen Ambitionen in der U8 ans Brett. Doch man muss bedenken, dass er gegen sehr starke Gegner in einem hart umkämpften Feld spielt. Hier kommt ihr zum Tunierlink.
Annika, als an 36 von 93 Gesetzte, hat eine möglichst große Punkteausbeute und schöne Partien vor Augen. Hier kommt ihr zu ihrem Turnierlink.
Hier seht ihr noch einige Impressionen des ersten Tages.




2025-10-29 Log geht’s! Los geht das Riesenevent! Über 1.200 Spielerinnen und Spieler machten sich zur ersten Runde im Turnierzelt auf. Erwartungsgemäß ging es an der Einlasskontrolle am ersten Tag drunter und drüber. Wie auch bei der EM wurde mit Detektoren sichergestellt, dass niemand unerlaubte Hilfsmittel bei sich trug.
Pünktlich um 14 Uhr begann die Runde, und es entwickelten sich spannende Partien. Besonders in der U8 zeigt sich die hohe Qualität des Turniers – hier gibt es keine einfachen Gegner. Nach über drei Stunden hartem Kampf musste Yining gegen einen auf dem Papier schwächer bewerteten Gegner das Handtuch werfen.
Bei Annika lief es besser. Sie hatte zwar einen holprigen Start und stellte nach guter Eröffnung aus Nervosität eine Figur ein, konnte diese jedoch wenige Züge später mit einer kleinen Taktik zurückgewinnen. Danach entstand ein doppeltes Turmendspiel, in dem sich Annika in einer schwierigen Stellung wiederfand. Ihre Gegnerin, Constanca Fonseca aus Portugal, hatte zwar keine Elo-Zahl, spielte aber sehr stark. Auch diese Partie dauerte über drei Stunden. Am Ende konnte Annika – mit etwas Glück – durch einen Röntgenangriff den Turm von Constanca und damit die Partie gewinnen.
Anders als auf der WM im letzten Jahr, wo alle Bretter live übertragen wurden, werden hier nur jeweils die vorderen Bretter jeder Altersgruppe live gesendet. Das schont zwar die Nerven der Zuschauer, aber lässt auch einen das „live dabei sein“ vermissen. Morgen geht es für Annika gegen Sahasra Aragonda aus der Schweiz ans Brett. Diese Partie wird nun tatsächlich übertragen und wir können live mitfiebern.
Yining spielt gegen Jakov Djurdjic aus Montenegro.
Abseits der Bretter verbringen wir unsere Zeit mit Spaziergängen, der Bewunderung der schönen Landschaft von Budva, gutem Essen, Tischtennis und natürlich Vorbereitung auf die kommenden Runden.

2025-10-30 Was für ein Tag, zwei Punkte aus zwei Partien! Yining konnte Jakov in einer schnellen Partie bezwingen. Annika lieferte sich wieder einen langen Kampf. Nach der Eröffnung fand sie sich in einer gedrückten Stellung mit lauter passiven Figuren wieder. Allerdings konnte sie sich Stück für Stück zurückkämpfen und schließlich einen durschlagenden Angriff gegen ihre 200 Punkte stärkere Gegnerin starten. Alle Achtung! Morgen spielt sie wieder vorne an einem live-Brett gegen Camille Billod-Laillet aus Frankreich. Für Yining geht es gegen Cihangir Altintasi aus der Türkei.
Heute morgen fand noch der Foto Termin mit der deutschen Delegation statt. Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich ein Bild mit allen Spielern aus Bayern gemacht.


2025-10-31 Auf zu Runde drei. Auch an diesem Tag stellte Yining seine Spielstärke unter Beweis und gewann seine Partie schnell. Annika musste wieder über drei Stunden kämpfen. Nach einer guten Eröffnung mit der sie die Gegnerin überrascht hat fand sie sich in einer angenehmen Stellung wieder. Leider fand sie in der Folge nicht die richtigen Pläne und geriet in Nachteil, den ihre Gegnerin aber nicht ausnutzen konnte. Somit entwickelte sich wieder eine ausgeglichene Stellung. Ein zu ambitionierter Angriffs Plan ließ dann aber zu viele schwache Punkte in Annikas Stellung, die von Camille zum ganzen Punkt ausgenutzt wurden, schade!
Trotz Verlust muss Annika das dritte Mal in Folge gegen eine Top-10 Spielerin antreten: Sara Saltkhutsishvili aus Georgien. Es steht wieder ein harter Wettkampf bevor! Yining tritt gegen den Belgier Hoang Minh Pham an. Die Hälfte ist fast geschafft, wir drücken weiterhin die Daumen, derweil genieße ich während den Partien die schöne Landschaft Budvas. Dieses mal auch ganz ohne Ablenkungen durch Live-Übertragungen ;).


2025-11-01 Auch an Allerheiligen geht die Schlacht in Budva weiter. Wiedermal beweist Yining seine Spielstärke und gewinnt auch die vierte Runde souverän. Nach dem Aufrollen des Feldes von hinten, geht es in den kommenden Runden wieder gegen starke Gegner. Morgen spielt er gegen Daniils Makarovs aus Litauen.
Annika kassierte leider die zweite Niederlage in Folge. Trotz guter Eröffnungsvorbereitung, fand sie im Mittelspiel nicht in die Partie. Ihre Stellung brach nach zwei ungenauen Zügen in sich zusammen. Man muss dazu sagen, dass die Gegnerin taktisch sehr viel gesehen hat. Wie schon die Runde zuvor hat Annika etwas Lospech, denn es geht für sie gegen die Serbin Natalija Vujicic, die kurz vor der WM ihre Wertungszahl um 150 Punkte steigern konnte, aber noch mit der alten Zahl gelistet ist. Es verspricht eine spannende Partie zu werden.
Abseits des Schachbretts, genießen wir Traumwetter bei strahlendem Sonnenschein, Windstille und 23 Grad. Dadurch konnten wir auch das Meer unsicher machen was mit 18 Grad Wassertemperatur sogar erstaunlich erträglich war.

2025-11-02 Absolut nicht unser Tag heute. Sowohl Annika als auch Yining mussten nach langem Kampf das Handtuch werfen. Nun sind wir bei der Hälfte angelangt. Zwischenstand Annika 2 aus 5, Yining 3 aus 5. Morgen ist Ruhetag, aber leider spielt das Wetter überhaupt nicht mit, denn es ist Dauerregen angesagt. Somit fallen auch die aktiven Ausflugsziele flach.
2025-11-03 Manchmal ist die Wetterprognose nicht das Gelbe vom Ei. Trotz angesagtem Dauerregen, war der Vormittag trocken und wir konnten zumindest einen kleinen Spaziergang nach Budva „Old Town“ unternehmen und die schöne Altstadt bewundern. Der Dauerregen folgte am Nachmittag, was uns aber die Möglichkeit bot, etwas Schulstoff nachzuholen. So langsam setzt auch das Heimweh ein.

2025-11-04 Gut erholt vom freien Tag geht es auf zu Runde 6. Yining spielt mit Schwarz gegen Egor Turcan aus Moldau. Große Vorbereitungen sind leider nicht möglich gewesen, weil sich von Yinings Gegner keine Partien finden ließen. Andersherum hatte Yinings Gegner natürlich viele Ressourcen zur Verfügung und konnte am freien Tag vorebereiten. Vielleicht hat sich das ausgezahlt, nach langer Partie trennten sich die beiden Unentschieden.
Annika hat wieder mal Caro Kann auf dem Brett. Ihre Gegnerin Yelizavieta Kocherha aus der Ukraine spielte aber nicht ihre normale Variante sondern wich relativ früh ab. Trotzdem konnte Annika gut aus der Eröffnung kommen und im Verlauf sogar Quali und Mehrbauern gewinnen. Die Stellung hatte aber immer noch eine gewisse Dynamik. Nach über 50 Zügen, konnte die Gegnerin mit einem erstaunlichen Figurenopfer zum Dauerschach abwickeln, so dass Annika nur einen halben Zähler einfuhr. Schade, aber bei diesem Turnier hat niemand etwas zu verschenken. Yining ist mit seinen 3,5 Punkten geteilt mit Noah Gerhardt bisher der beste Deutsche in der U8. Auch Annika muss sich mit ihren 2,5 Punkten nicht verstecken. Zum Vergleich, die amtierende deutsche Meisterin hat bisher nur 1,5 Punkte auf dem Konto.
Da warens nur noch drei (Runden zu spielen). Am nächsten Tag trifft Annika auf Tomris Hilal Orten aus der Türkei und Yining spielt gegen den Griechen Konstantinos Melegkos. Zum Schluss heißt es nochmal alles geben.
2025-11-05+06 Das lange Turnier geht langsam bei allen an die Substanz. Yining lässt sich davon aber nichts anmerken und gewinnt souverän seine letzten beiden Partien, in Runde 8 gegen Esteban Julio Monteserin aus Spanien. Jetzt hat er sich wieder soweit nach vorne gekämpft, dass er live übertragen wird. Hier könnt ihr bei seiner letzten Partie mitfiebern. Bei Annika läuft es hingegen gar nicht. Sie musste die letzten beiden Runden Lehrgeld bezahlen, heute gegen Maja Komarkova.
2025-11-07 Letzter Tag! Morgen treten wir wieder die Reise nach Hause an. Auch am letzten Tag gibt es keine guten Neuigkeiten vom Schachbrett. Yining spielte zwar eine sehr gute Partie gegen Cagan Deniz Colak aus der Türkei, bei der allein das Zuschauen nichts für schwache Nerven war. Super spannend! Trotz Turm und einiger Bauern weniger, konnte Yining einen heftigen Königsanriff auf seinen Gegner starten. Zwischenzeitlich war sogar ein Gewinn möglich, was aber nicht leicht zu sehen war. In der Zeitnotphase fand Cagan Deniz fast schon unglaubliche Rettungszüge, die ihm den Sieg sicherten. An alle, die die Partie verpasst haben, schaut sie euch über den obigen Link noch einmal an, ohne Engine!
Am Ende hieß es dann für Yining Platz 25. Auch wenn er sich mehr erhofft hat, muss man vor der Leistung den Hut ziehen, denn hier auf der EM gab es keine schwachen Gegner und es wurde selbst in der U8 ein sehr starkes Niveau gespielt.
Dieses Niveau hat auch Annika zu Schaffen gemacht. Sie verlor auch die letzte Runde gegen die Polin Alicja Przewlocka. Somit hatte sie nach einem Traumstart mit 2/2 einen weitere Punkteausbeute von 0,5/7. Am Schluss war auch die Luft raus und es hieß für sie Platz 87.
Neben dem Schach, wo unsere Kinder natürlich einen Haufen Erfahrungen sammeln konnten, bleiben sehr viele andere Erinnerungen an ein besonderes Turnier in einem Land voller Gegensätze.
Hier in Montenegro kann man wunderschöne Landschaften bewundern. Die Touristenstraßen sind mit einheimischen Steinen gepflastert, was Budva einen antiken Look gibt. Das Wetter war während des Turniers herrlich, so dass wir an vielen Tagen sogar Baden konnten. Abseits der Touristengegenden ist man aber schockiert über die zugemüllten Orte.
Weiterhin verwundert einen der technische Stand. Der kleinste Datentarif sind 500GB für zwei Wochen zu einem schmalen Taler. Gezahlt wird überall bargeldlos, so dass man schon komische Blicke beim Bezahlen mit Bardgeld bekommt. Die Leute fahren eRoller statt Fahrrad. Andererseits sieht man auf den Straßen nur sehr alte Autos mit ausgebauten Partikelfiltern und Katalysatoren. Montenegro, wir werden die Erinnerung an dich immer im Herzen bewahren.
